Ich weiß das Leben ist nicht so schön. Ich hab Probleme mit meiner Frisur. Leihst Du mir Deinen Fön?
Montag, 09.10.2006

Mit Scheiss Kapitalismus kommt ein großartiges Album von HUAH! nach der Bandauflösung noch mal raus. Und das sowas von zurecht.
Im Zug der Zeit ist auch das hübsche Mädchen vom Cover mitgealtert. Damals wurde sie von Erwin Ross, einem Aktmaler ersonnen und gemalt, klar dass sich ein Tiermaler und Schlagzeuger vierzehn Jahre später andere Gedanken macht...
Zu Anfang wird gleich eine der brennendsten Fragen gestellt, die man der Popmusik stellen könnte... wenn man könnte. Warum spielt die Liebe in der Kunst, speziell in der Popmusik eine so große Rolle? Ein neuer Song von zweitausendundsechs. Auf nem minimalen Schlagzeugbeat mit nem lässigen Bass gesprochene Fragen an die Popmusik bezüglich der Praxis der der Liebe.
Das nächste Lied ist ein relativ verrücktes Gedicht auf popige Melodie gesprechgesangt.
Verspielt, aber auch ein bisschen nervig. Wie bei einigen Songs ist man teilweise an Sonic Youth erinnert, die Verspieltheit und Experimentierfreude, und dann die Selbstdemontage der Melodien am Ende der Stücke um sie schlussendlich ganz abstürzen zu lassen.
Aus einer Ideenbaustelle wurde dann der schmissige Song ohne Titel.
An ihn reiht sich Mein Baby verließ mich, das nach einem schleppenden Intro mit Gitarre in ein flottes unterhaltsames, fröhlich georgeltes Stück mit anschließender Mäusebussardstory übergeht.
Dann der absolute Hit Hallo Paul der mit ner Strokes-like Gitarre einfach absolut flippig daher rockt. Experimente! Durch ein Belüftungsrohr gesungen - nur im genialen Refrain kommt zur rauen Belüftungsstimme die klare Stimme von Hernadette la Hengst dazu. Roh aber sowas von melodisch. Rau und dreckig aber total schön. Es schwebt durch die Luft und bohrt sich durch die Erde. Toller Song, hoffe mal der kommt ins Radio.
Dann Geschichte eines Auftritts mit ner zugedrogten Band - atmosphärisch aber anstregend. Naja es entwickelt sich auch aus einem aufgenommenem Streitgespräch zwischen Drummfrau und Singmann derbste Harmonie kann man da nicht erwarten.
Funky und hymnisch dann Etwas besseres und danach das alberne ich war Dein Auto.
Der Sigmund-Freud Song wurde sogar mal als Unterrichtsmaterial verwant. Gute Musik in der Schule finde ich super, gab's viel zu wenig (huah! Jetzt muss ich an Men at work denken...).
Kurz vor Ende der Platte mit "Ich dachte mir wir könnten irgentwie sowas zusammen machen wie, wir daddeln einfach nen bisschen zusammen rum." kommt dann der zweite große Smashhit die 10 Uhr Show. Und zwar als Liveversion und viel besser als das Tocotronic-Cover das ich vorher ausschließlich kannte.
Mir scheint auf jeden Fall so als wären die wundervollen Sterne, Tocotronic und der andere Hamburger Schule Kram echt stark beeinflusst von HUAH!.
Eine tiefschwarze Lücke in meinem musiksüchtigem Hirn wurde mit dem feurigem Rot der Begeisterung für HUAH! gefüllt.